Main-Post-Artikel: Eine Million für den Kampf gegen Krebs

Spendenaktion zur Erforschung neuer Therapie in Würzburg erfolgreich – Scheck vor viel Prominenz überreicht

Ein weltweit einzigartiges Forschungsprojekt läuft am Würzburger Uniklinikum, das krebskranken Menschen Hoffnung gibt: „Dein Immunsystem wird deine Waffe gegen Krebs“. Einzigartig ist auch die Unterstützung dieser Forschung durch den kleinen Verein „Hilfe im Kampf gegen Krebs“. Und er hat nun Einzigartiges geschafft: In nur acht Monaten konnten über eine Million Euro an Spenden zusammengetragen werden.

Gründerin, treibende Kraft und Vorsitzende des Vereins ist Gabriele Nelkenstock. Am Sonntag hatte sie ihr großes Ziel erreicht: Beim Charity-Day in der s.Oliver Arena wurde der Scheck über mehr als eine Million Euro für die Krebsforschung überreicht. Passender Rahmen dafür war das Benefizspiel des Handball-Zweitligisten Rimparer Wölfe. Die Wölfe sind seit vier Jahren Botschafter und prominentes Aushängeschild der „Hilfe im Kampf gegen Krebs“. Zum Spiel gekommen war der amtierende ukrainische Meister und Championsleague-Teilnehmer Motor Zaporozhye. Die Ukrainer trugen dazu Trikots mit dem Aufdruck „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ und spendeten ihr Tageshonorar für das Projekt.

Am Ende siegten die Handballer aus der Ukraine vor gut 1200 Zuschauern knapp, doch das war Nebensache. Wichtig war an diesem Tag das Nachspiel, zu dem viel Prominenz gekommen war. Als Schirmherrin der Benefizaktion dankte Landtagspräsidentin Barbara Stamm allen Spendern und Helfern: „Es gibt Momente, da wird es einem warm ums Herz. Schön, dass es hier so großartige Menschen gibt“, sagte sie. Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt würdigte das Hilfsprojekt als „leuchtendes Vorbild für bürgerschaftliches Engagement“.

Eingeleitet wurde der Festakt mit dem Song „Helping is beautiful“, der von der Band Q.Age eigens für das Hilfsprojekt geschrieben worden war. Gekommen zu dieser denkwürdigen Stunde waren unter anderem der Universitätspräsident Professor Alfred Forchel, der Direktor der Universitätsklinik, Professor Georg Ertl, der Leiter des Forscherteams Dr. Thomas Bumm und Professor Hermann Einsele, der als Direktor der Medizinischen Klinik II verantwortlich für das Projekt ist. Zudem hatten sich zahlreiche Ehrengäste in der Arena eingefunden. Mit bewegenden Worten bedankte sich Gabriele Nelkenstock für die unglaubliche Unterstützung des Projektes und beim Rimparer Handballer Jan Schäffer als „bestem Testimonial der Welt“.

Eine Million Euro – das hilft der Uniklinik Würzburg, neue Wege bei der Krebsbekämpfung zu gehen. Und das ist dringend nötig: Jeder zweite Bewohner der westlichen Welt erkrankt an Krebs, zahlreiche Erkrankte sterben an den Folgen der heimtückischen Krankheit oft nach langem Leidensweg für Patienten und Angehörige. Vor allem bei stark fortgeschrittenen, aggressiven und metastasierten Tumoren versagen herkömmliche Therapien häufig. Ein vielversprechender neuer Ansatz ist die Neuausrichtung des körpereigenen Immunsystems, um Tumorzellen zu eliminieren.

Ziel der Forschung an der Uniklinik Würzburg in den kommenden Jahren ist es, den körpereigenen Immunzellen beizubringen, welche Zelle entartet, also bösartig ist, und welche nicht. Hierfür werden bisher in der Immuntherapie Antikörper eingesetzt, die sowohl an die körpereigenen Immunzellen als auch an die Tumorzelle binden. In den Laboren der Arbeitsgruppe um Dr. Thomas Bumm wird nun die nächste Generation von Antikörpern entwickelt und produziert. Diese weltweit einzigartigen Antikörper werden HemiBodies genannt.

Am Universitätsklinikum Würzburg sollen diese Antikörper für den klinischen Einsatz weiterentwickelt werden. Hierfür werden wissenschaftliche und technische Assistenten benötigt, ebenso teure Geräte, die die Produktion der HemiBodis im großen Maßstab ermöglichen. Inzwischen gibt es bereits großes Interesse aus den USA, diese Technologie einzukaufen. Entsprechende Anfragen US-amerikanischer Biotech-Firmen liegen bereits vor, so das Uniklinikum. Man sei allerdings bestrebt, die Weiterentwicklung bis zum klinischen Einsatz in Würzburg voranzutreiben. Nur: Ohne ausreichende finanzielle Unterstützung ist das nicht möglich, so die Verantwortlichen. Die große Unterstützung des Vereins „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ kommt da genau richtig.

Auch für Nelkenstock ist es wichtig, dass mit der finanziellen Unterstützung des Vereins und seiner vielen Spender die Forschung vor Ort bleibt und das Ergebnis allen Patienten offensteht. Daher will sie das Geld auch nicht pauschal überweisen, sondern eng mit dem Universitätsklinikum die Verwendung abstimmen.

Zu dem Ergebnis von über einer Million Euro haben weit über 30 000 Spender aus ganz Deutschland und auch aus der Schweiz beigetragen. Besonders erfolgreich war die Aktion „Bändchen fürs Leben“. Viele Geschäfte haben diese Bändchen angeboten, und 16 000 Menschen haben dafür gespendet. „Die Nachfrage ist immer noch groß“, sagt Nelkenstock.

Dabei hatte alles einmal ganz klein angefangen. Eines Tages hatte die gelernte Sozialpädagogin und Inhaberin eines Kinder-Modegeschäftes für sich beschlossen, einmal im Jahr etwas Gutes für andere zu tun. 20 Jahre hat sie ihre Hilfe im Kampf gegen Krebs als Privatperson betrieben, bevor im Jahr 2000 ein Verein daraus wurde. Über vier Millionen Euro hat sie inzwischen für die Krebsforschung, besonders aber für die Betreuung von Patienten und ihren Angehörigen zusammengebracht. Weil das jetzige Ziel von einer Million Euro um 10 000 Euro überschritten wurde, will sie den Überschuss nun für die Finanzierung einer weiteren Angehörigen-Wohnung nahe der Uni-Klinik verwenden.

Besonderen Dank für Unterstützung sagt Nelkenstock ihrer 2. Vorsitzenden Anke Lederer und der WerbeAgentur icue-Medien, die mit einem Info-Film die Forschung an HemiBodies für viele erst begreifbar gemacht habe. Und natürlich ihrem Vater Rudolf Nelkenstock, der mit 80 Jahren noch immer die Spendenquittungen ausstellt. Und sie selbst? „Die letzten Monate waren brutal, sieben Tage die Woche zehn Stunden am Tag. Ich weiß nicht, ob ich mir so etwas noch einmal zumuten kann“, sagt sie. Aber es hat sich gelohnt.

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